InterPretationsSache 1/06 |
Donnerstag, 23. März 2006, 20:00 |
Interpretationssache 06 ist ein Projekt, dem es um Entgrenzung geht: Sechs Länder und sechs Autor/innen kann man in diesem internationalen Literaturprojekt kennen lernen: Finnland, Bulgarien, Rumänien, Niederlanden, Slowenien und Weißrussland. Obwohl man nicht gerne darüber spricht, es gibt auch aktuell noch Diktaturen in Europa, Weißrussland gehört dazu. In The sky“, dem Theaterstück des Autors Andrei Kureichyk wird gezeigt, was es für junge Leute heißt, in dieser Diktatur zu leben. Sie versuchen sich Freiräume zu erkämpfen und scheitern kläglich. Der junge Autor selber ist von Repressionen bedroht. Er kann daher das Stück in seiner Heimat nur unter einem Pseudonym veröffentlichen. Dass eine veränderte politische Situation unmittelbar aufs Private durchschlägt, wird im rumänischen Stück Romania 21“ von Stefan Peca thematisiert. Eine Familie sitzt vor dem leeren Mittagstisch und weiß nicht, wie sie etwas zu essen organisieren soll. Auf der Strasse fallen Schüsse, der Kommunismus stirbt. Die Familie sieht unmittelbar die Chance auf eine neue Zukunft. Der weitere Stückverlauf zeigt, dass sich die Lebenssituation der Menschen zwar verändert, aber nicht unbedingt verbessert. Romania 21“ ist die schonungslose Abrechnung des 23 jährigen Autors mit seinem Land, in dem jegliches Wertesystem zerstört ist und der entfesselte Kapitalismus herrscht. Leben im Norden Europas beschreibt das finnische Stück Kokkola“ von Leea Klemola. Obwohl hohe Arbeitslosigkeit und geringe Zukunftsperspektiven das Leben dort bestimmen, handelt es sich bei dem Stück um keine sozialkritische Tragödie, vielmehr entsteht ein tragisch komisches Tableau mit starken absurden Einschlüssen, eine Chriffre für ein mögliches Lebensgefühl moderner Menschen. Die Beziehungsstrukturen zwischen Menschen, die auf gegenseitige Abhängigkeiten gründen, und deren existentiellen Krisen werden als eine skurrile Situation im bulgarischen Stück Dog House“ des Autors Youriy Datchev abgebildet. Man wird Zeuge der verzweifelten Versuche aus Isolation, Einsamkeit und Ich-Bezogenheit auszubrechen. Aus Nähe wird Abhängigkeit, Begegnung zur Zerfleischung. Die niederländische Autorin Judith de Rijke erstellt in ihrem Stück Pens“ ein groteskes Familienpsychogramm. Lilly, ein Techno-Engel mit faulen Zähnen, Flügeln und einem Propeller am Rücken ist tot - begraben im Boden des Tulpenschuppens - und spuckt an diesem Platz. Sie wurde am Tag ihres 13. Geburtstag von ihrer Mutter getötet. Nowhere“ von Anna Lasic zeigt irrlichternde Skizzen aus der Identitätssuche einer Autorin. Es wird in Schwebe gelassen, ob man Zeuge äußerer, realer Vorgänge oder innerer Befindlichkeiten ist. Kooperationspartner: uniT, Schauspielhaus Graz, Lichtungen |
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